Heilig Geist

Die Heilig Geist Kirche und die Umgebung des früheren Klosters.


Heilig-Geist-Spital mit Kirche, Pfründern und Brezenreiter-Legende

Wie am Marienplatz erwähnt spielte sich das Marktleben eigentlich dort ab, aber als Bayern 1806 durch Napoleons Gnaden zum Königreich erhoben wurde und unserem frischgebackenen König Max I Joseph das Markttreiben im Herzen seiner Residenzstadt zunehmend missfiel, legte er schließlich 1807 fest, den Markt auf das Gelände des Heilig-Geist-Spitals zu verlegen. 1827 war der Umzug weitgehend abgeschlossen.


Bevor sich aber der Markt hier ausbreiten konnte, musste man hier noch zahlreiche Gebäude abreißen. Diese gehörten zum Heilig-Geist-Spital. Das Spital war praktisch Münchens erste soziale Einrichtung. Ein riesiges Arial mit verschiedensten Einrichtungen und Gebäuden. Hier wurden Kranke gepflegt, im Weiberhaus gab es eine Geburtsstation, Alte hatten als sogenannte Pfrüdner ihr auskommen. Das heißt sie spendeten ihr gesamtes Hab und gut und erkauften sich damit einen Platz. Das war die mittelalterliche Seniorenresidenz. Dann gab es noch eine Findelstube für Waisenkinder und jetzt kommts, das war auch damals schon notwendig: eine Narrenkeuche auch Stube der Sinnlosen genannt. Hier wurden die psychisch Kranken versorgt. Das mag man sich nicht vorstellen, wie die Versorgung aussah! Das Spital hatte zudem einen eigenen Metzger, Bäcker, Brauerei und sogar einen eigenen Friedhof. Eine Stadt in der Stadt.


Die Einrichtungen wurden allesamt verlegt und die Gebäude Stück für Stück abgerissen. Einzig die Heilig-Geist-Kirche blieb erhalten und sogar noch um 3 Joche erweitert.


Heilig-Geist-Spital und seine Kirche

Ludwig der Kehlheimer gründete in München vor den Toren der Stadt 1208 das Heilig-Geist-Spital. Ziel war die Betreuung von Alten und Kranken – Bürgern und Pilgern. Finanziert durch großzügige Spenden der Herzöge und des Münchner Bürgertums. Mit dem kleinen Hintergedanken – dadurch die Jahre im Fegefeuer zu verkürzen und dem eigenen Seelenheil zu dienen.


Herzog Otto legte dann 1250 den Grundstein zu dieser Kirche. Damals war die Kirche noch einiges kleiner als heute. Ersetzt wurde sie nach dem großen Stadtbrand 1327 durch eine gotische Hallenkirche. Im 18 Jahrhundert wurde die Kirche Barockisiert. Der Barockstil sollte die Gläubigen überwältigen. Er Sollte zeigen was die Kirche künstlerisch und wirtschaftlich leisten konnte. Er sollte damit auch den überall drohenden Protestantismus zurückweisen. Man wollte besser sein als die!


Die Architekten arbeitenden mit allen Tricks die Räume noch größer und noch höher wirken zu lassen. Ziel war die dreidimensionale Öffnung zum Himmel. Im größten Deckenfresko ist die Gründungsgeschichte gemalt. Im unteren Teil entdecken wir Pilger, Arme, Kranke. Ein Priester gibt die letzte Ölung, ein Pilger mit Muscheln. Dem Symbol für des Jakobswegs. Im roten Mantel der Stadtmedikus - und wir sehen etwas Kurioses. Etwas was es nur in München geben kann und gibt. Kein Bier, aber fast genau so gut – eine Breze. Wenn sie an der unteren Bildrand, ganz link eine Pferdekopf sehen, dann einfach noch mal ein wenig nach unten gehen und da ist sie - Die Breze. Die Breze und der zugehörige Schimmel im Fresko symbolisieren einen fast fünf Jahrhunderte alten Brauch und einem wie ich finde sympathischen Ehepaars mit dem Namen (Burkhard und Heilwig) Wadler.


Sie entschieden nach einem erfolgreichen Leben als Kaufleute gemeinsam ins Spital, also wenn man so will in die Seniorenresidenz zu ziehen. Sie spendeten einen nicht unerheblichen Teil ihre Geldes an das Spital. Davon konnte einmal die Woche alle Armen des Spitals mit einem Essen zusätzlich versorgt werden. Einmal im Jahr sollten aber auch die anderen Armen in München etwas von der Spende haben. Jedes Jahr am 1. Mai wurden für die armen Brezen gekauft. Damit auch jeder erfuhr, dass es wieder soweit war, wurde in der Nacht vor dem 1. Mai ein Reiter auf einem Schimmel durch die Straßen geschickt, der laut rief: "Ihr jung und alte Leut, geht’s hin zum Heiligen Geist, wo’s die Wadler Pretzen geit!". Schon während des Ritts verteilte er unter lautem Jubel die ersten Brezen. Ende des Brauchs war dann 1801. Dem Reiter gingen dummerweise die Brezen aus. Das vorher noch jubelnde Volk wurde sauer. Sie rissen den armen Tropf vom Pferd und verprügelten ihn. Der Stadtrat beschloss daraufhin den Brauch mit Ross und Reiter einzustellen. Über 200 Jahre gab es keine Brezenreiter mehr in München.


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