Residenz und Odeonsplatz

Das größte Innenstadtschloss in Deutschland - Die Residenz München


Residenz mit Königsbau und Löwenlegende

Die Oper zählt definitiv zur Herrschaftszeit von Max Joseph, wiederum der Architekt Klenze wird aber hauptsächlich mit seinem Sohn Ludwig I. in Verbindung gebracht. Klenze war über viele Jahre der bevorzugte Architekt des Kronprinzen und späteren Königs von Bayern. Dieser baute München großzügig um: Von Ludwig dem I. stammt der Satz: „Ich will aus München eine Stadt machen, die Teutschland so zur Ehre gereichen soll, dass keiner Teutschland kennt, wenn er nicht München gesehen hat." Königsplatz, Ludwigstraße mit Siegestor und Feldherrnhalle, Bavaria mit Ruhmeshalle. Und auch hier hat sich Ludwig verewigt. Klassizistisch oder Renaissance war sein Stil und er machte München zum Isarathen bzw. zur nördlichsten Stadt Italiens. Das kommt jetzt darauf an, vor welchem Gebäude man steht. Hier stehen wir vor der Residenz und somit auch vor dem sogenannten Königsbau. Dahinter erstreckt sich über zehn Höfe der große Rest der Residenz. Die ist übrigens das größte Innenstadtschloss Deutschlands und auch europaweit, dürfte da nicht heranreichen.


Hier stehen wir also vor italienischer Renaissance. Allerdings nur in Kopie. Das Original steht in Florenz und heißt Palazzo Pitti. Aber im Gegensatz zu Florentiner Vorbild ist das keine Trutzburg, sondern hat große Fenster und eine Steinbank auf dem Bürger sitzen durften und dürfen.


Wer die Zeit mitbringt, sollte die Residenz unbedingt auch von innen sehen. Über vier Jahrhunderte Baugeschichte bringt das Stadtschloss mit, war sie doch von 1508 bis 1918 der Wohn- und Regierungssitz der bayerischen Herzoge, Kurfürsten und eben später auch der Könige. Die Außenanlagen der Residenz, die meisten Innenhöfe, der Hofgarten und versteckt auf der Nordseite der Kabinettsgarten sind kostenfrei zu besichtigen und frei zugänglich.


Löwen Residenzstraße

Für viele Münchner sind sie der Glücksbringer schlecht hin. Sie können kaum in der Residenzstraße entlanglaufen, ohne über die Bronzenasen der Kätzchen zu reiben. Gedacht waren sie eigentlich für ein Grabmal von Wilhelm dem Frommen. Sein Sohn Maximilian der I. fand aber, dass sie sich doch hier auch gut machen würden, statt auf dem Grab seines Vaters und ließ sie also hier aufstellen. Die Geschichte und damit die Begründung, warum sie Glück bringen sollen, hat sich aber erst später ereignet. 1848 – ein Revolutionsjahr in ganz Europa und genau das Jahr in dem der bayerische König eine Liebesaffäre hatte, die die Monarchie in Bayern ins Wanken brachte. Wir sind wieder Ludwig I. und seine Affäre war die spanische Tänzerin Lola Montez. Die war noch nicht mal eine echte Spanierin, sondern stammte aus Irland. Sie verdrehte dem bayerischen König dermaßen den Kopf, dass die Bevölkerung glaubte die Mätresse würde mitregieren. Sie war beim Volk völlig unbeliebt. Ein besonders mutiger Student verfasste eine Schmähschrift auf die Affäre und heftete sie an die Residenz. Als der König davon erfuhr, lies er seinerseits ein Plakat aufhängen mit der Auslobung für die Ergreifung des unbekannten Täters. Der Student hatte Angst denunziert zu werden und wird selbst vorstellig beim König, er liefert sich also selbst aus und forderte frech auch noch die Belohnung für sich. Ludwig war überrascht und beeindruckt vom Mut. Er begnadigte den Studenten und die Belohnung gabs auch. Für den Student war klar, dass die Sache glimpflich ausging, das hatte mit den Löwen zu tun, denn als auf den Einlass zur Residenz wartete streichelte er einem von ihnen über die Nase. Und weil wir Münchner nicht wissen, welcher es war, streicheln viele einfach alle.


Odeonsplatz mit Feldherrenhalle und Theatinerkirche

Ein echtes Prachtststück. Der Odeonsplatz mit der Feldherrenhalle als Beginn der Ludwigstraße und am anderen Ende nach der Universität dem Münchner Siegestor. Sie war die Prachtstraße Ludwig I. Große Teile entstanden durch Leo von Klenze, vollendet wurde sie durch Friedrich von Gärtner dem späteren Lieblingsarchitekten des Königs. Die Feldherrnhalle hat fast schon typisch für München ebenfalls wieder ein italienisches Vorbild, das ebenfalls wieder aus Florenz stammt. Die klassizistische Loggia dient lediglich als Denkmal der Bayerischen Armee und seit einigen Jahren auch als Bühne für die Konzertreihe Klassik am Odeonsplatz. Geschichtlich bedeutsam wurde sie durch den Hitler-Ludendorff-Putsch 1923. Am 9 November marschierte Hitler mit seinem Gefolge zur Feldherrenhalle. Es kam zur Schießerei mit der bayerischen Polizei, wo es Tote sowohl bei der Polizei als auch bei den Putschisten von Hitler gab. Ab 1933 nutzte die NS-Propaganda das Datum und die Toten für ihre Zwecke und veranstaltete jährliche Gedenkfeiern.

Um die Huldigung an der Gedenktafel für die damals so genannten „Blutzeugen der Bewegung“ des Hitler-Ludendorff-Putsches 1923 zu vermeiden, gingen viele Passanten von der Residenzstraße über die Viscardigasse hinter der Feldherrnhalle in die Theatinerstraße und gelangten so ohne Hitlergruß zum Odeonsplatz. Die Münchner nennen daher die Viscardigasse teilweise bis heute „Drückebergergassl“.

Schon immer spotten die Münchner über die Namensgebung „Bayerische Feldherrnhalle“ unter Anspielung auf Herkunft und strategische Begabung von Tilly und Wrede: „Der eine war kein Bayer, und der andere kein Feldherr“. Hierbei handelt es sich um ein Zitat aus dem Roman Erfolg von Lion Feuchtwanger.

Einer der beiden Löwen gilt scherzhaft als bayerischen, der andere preußischen Ursprungs. Die Herkunft ist daran erkennbar, dass der preußische Löwe das Maul offen hat. Eine humorige Anspielung auf die angebliche Gesprächigkeit der Preußen.


Theatinerkirche

Mit ihren Türmen mit den auffälligen Voluten (die großen Schnecken and den Türmen), gehört sie architektonisch zu den ungewöhnlichsten Kirchen nördlich der Alpen. Die zweigeschossige Fassade ist zur Theatinerstraße und zur gegenüberliegenden Residenz ausgerichtet. Beauftragt wurde der Bau der Kirche von Kurfürst Ferdinand Maria und seiner Gemahlin Henriette Adelaide. Sie war eine Savoyerin, also Italienerin und brachte den typischen italienischen Flair mit in die Stadt, der in München auch heute noch zu spüren ist. Für ihre Musikleidenschaft ließ sie das erste Opernhaus in München bauen. Aus ihrem Gefolge stammt der erste italienische Kaffeesieder, der verkaufte ebenfalls genau hier, italienische Kaffeespezialitäten, heiße Schokoladen und Limonaden. Und sie ließ sich eben auch diese Kirche bauen. Natürlich von einem italienischen Baumeister. Die bayerischen Architekten waren für sie alle „piu idoti“, da muss man kein italienisch beherrschen, um das zu verstehen.

Neben ihrem offensichtlichen Heimweh gab es aber einen anderen Grund für den Bau der Kirche. Henriette und ihr Mann Ferdinand Maria hatten mit Nachwuchsproblemen zu kämpfen. Sie waren bereits zehn Jahre verheiratet, aber was fehlte war der Thronfolger. In ihrer Not gelobte sie eine Kirchenstiftung zu Ehren des heiligen Kajetan, falls Gott sie mit einem Sohn segnen würde. Gott scheint nicht unbestechlich zu sein, denn schon kurz nach dem Gelübde gebar sie den langersehnten Thronfolger Max Emanuel. Ihr Mann war Henriette so dankbar, dass er zur Geburt auch noch das heutige Schloss Nymphenburg schenkte.

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