Altes und neues Rathaus

Rathaus und der Ursprung Münchens

Alter Rathausturm und die Gründungsgeschichte der Stadt

Blicken wir vom Tal aus Richtung Marienplatz sehen wir einen großen weißen Turm mit auffälliger Bemalung. Über viele Jahrhunderte war er Teil des Alten Rathauses. Zunächst diente er aber als Stadttor gehörte zum ersten Mauerring, also zur Stadtbefestigung von Heinrich dem Löwen. In seine Zeit fällt auch die erste urkundliche Erwähnung Münchens. Grund dafür war ein „heißer“ Streit zwischen ihm und dem Bischof von Freising über eine brennende Brücke. Zum Zeitpunkt der Fehde war es noch nicht lange her, dass Heinrich der Löwe das Gebiet hier an der Isar zugeschlagen bekommen hat. Viel wert war es nicht. Bis auf ein paar Mönche und eine kleine Siedlung war da nichts. Ein paar Kilometer weiter bei Oberföhring verdiente der Bischof von Freising aber gutes Geld mit Brückenzoll. Über diese Brücke brachten die Salzhändler die Ware sicher über die Isar. Das Geld hätte der Heinrich natürlich auch gerne verdient! Er baute sich also eine eigene Straße und eine eigene Brücke über die Isar. Und damit die Fuhrleute jetzt auch wirklich seine Brücke nutzen mussten, steckte er die Brücke des Bischofs einfach in Brand. Rabiate Methode!


Der Streit war damit vorprogrammiert. Der Bischof beschwerte sich bei Kaiser Barbarossa über den Brandstifter! Der hielt 1158 seinen Reichstag in Augsburg ab. Der Kaiser entschied zur Überraschung des Bischofs und bestimmt auch zur Überraschung Heinrich des Löwens zugunsten Münchens. Zoll, Münz- und Marktrecht gingen nach München. 1/3 der Einnahmen mussten aber nach Freising abgeführt werden. Der Schiedsspruch vom 14.06.1158 festgehalten in der Urkunde gilt seither als Gründungsdatum der Stadt München.




Und am Rathaus selbst entdecken wir den brandstiftenden „Gründer“ höchstpersönlich als Bronzefigur. Sein fester Blick geht entlang des Tals Richtung Isar. Da schaut er auf seine Brücke und damit auf sein Werk.


Im oben benannten Turm (Talburgtor) waren bis zum Bau des Rathauses Teile der Stadtverwaltung untergebracht. Heute ist es ein Spielzeugmuseum das hier untergebracht ist. 





Neues Rathaus, Glockenspiel am Rathausturm

München war berüchtigt als Pestloch im Mittelalter, ganze 25 Mal wäre München von der Seuche heimgesucht worden. Eine Geschichte die davon erzählt, wie die Pest bzw. die Angst vor der Pest besiegt wurde, wird dargestellt in der unteren Etage des Glockenspiels am Rathausturm und ihre Hauptdarsteller sind die Schäffler. Das sind die Herren mit den roten Jacken und den auffälligen weißen Strümpfen. Schäffler ist eine alte Berufsbezeichnung Fassmacher. Eine wichtige Zunft in München, stellten sie doch „Verpackungen“ für die Münchner Handelswaren her, also die Fässer für Salz, Wein und Bier. Und dem flüssigen Inhalt ihrer Fässer wohl auch nicht gerade abgeneigt, galten sie als besonders lebenslustige Zunft. Der Legende nach erzählt man sich, dass es 1517 nach einem besonders schlimmen Pestjahr, sich die Schäffler als erste wieder auf die Straße wagten. Mit Tanz und Musik und Remmidemmi in den Gassen lockten sie den Münchner aus ihren Häusern. Das Leben kehrte zurück in die Stadt. Seit dieser Zeit tanzen sie alle sieben Jahre und hier auf dem Marienplatz täglich. Echte Schäffler, haben wir auch heute noch in München. Sie arbeiten an der Theresienhöhe und stellen die Holzfässer für die Augustinerbrauerei her. Unser Glockenspiel am Neuen Rathaus ist das größte und bekannteste Glockenspiel in Deutschland und das fünftgrößte Europas.


Altes und Neues Rathaus

München hat nicht nur ein Rathaus, sondern derer gleich zwei und beide stehen hier - ein altes und ein neues.


Wenn man sich die Rathäuser anschaut, könnte man denken, dass die Bezeichnungen vertauscht wurden. Schaut doch das große Rathaus mit seinen vielen Figuren und gotischen Spitzbögen und Verzierungen viel älter aus. Es wirkt wie ein großer mittelalterlicher Kirchenbau. Aber der Schein trügt. Das Alte Rathaus im Osten stammt von 1480 und das Neue Rathaus wurde erst 500 Jahre später gebaut. Notwendig wurde der Neubau einfach, weil das alte Rathaus viel zu klein wurde für die Verwaltungsaufgaben der stark wachsenden Stadt im 19. Jahrhundert.

In mehreren Bauabschnitten wurde das Neue Rathaus errichtet (1867-1908). An den unterschiedlichen Baumaterialien der Fassade sind die Bauabschnitte gut zu erkennen. Die Trennline erfolgt beim Reiter Standbild des Prinzregenten Luitpold. Der zweite Bauabschnitt war übrigens auch erst deshalb notwendig geworden, weil auch hier die Kapazität der Büroräume für die Verwaltung nicht mehr ausreichte. Und das bereit schon nach wenigen Jahren.

Der umgesetzte Entwurf war übrigens das Ergebnis eines Architekturwettbewerbs. Und hier wird es jetzt wirklich kurios. Denn der Architekt der Georg Hauberisser hieß, war zum Zeitpunkt des Wettbewerbs noch Student und auch gerade mal 22 Jahre alt. Und damit nicht genug! Er war dazu auch noch Österreicher. Bayern und Österreicher verbindet eine innig gepflegte Hassliebe.

Neben dem markanten Turm zählen die vielen Figuren an der Fassade zu seinem äußeren Markenzeichen. Im ersten Bauabschnitt sind es die 4 Bürgertugenden Fleiß, Häuslichkeit, Bürgermut und Wohltätigkeit. Im zweiten Abschnitt kommen dann die Standbilder der bayerischen Herrscher hinzu. In 2 Reihen aufgestellt ist es eine der umfangreichsten Darstellungen einer Herrscherdynastie seiner Art.

Wer gern auf die Wiesn geht und sich umschaut kennt auch noch ein weiteres Werk vom Architekten Hauberisser hier München – die Paulskirche am Bavariaring.

Die Münchner bauen sich also um die Jahrhundertwende, in einem Zeitalter des technischen Fortschritts ein Rathaus, das aussieht wie eine mittelalterliche Kathedrale oder wie eine Burg. Warum? Das kann man sich schon Fragen. Schließlich wurde in den gleichen Jahren in Paris der Eifelturm gebaut, in New York dachte man über Wolkenkratzer nach und auch in München gab es neue Ideen zur Architektur wie den Jugendstil, zumindest zum Zeitpunkt der späteren Bauabschnitte.

In der Bevölkerung war das Neue Rathaus höchst umstritten. Trotz oder vielleicht gerade wegen der vielen Neuerungen in dieser Zeit entschieden die Stadtoberen sich für den rückwärtsgewandten Stil. Neben den progressiven Kräften war also auch das Alte, d.h. das Bewährte einfach IN. Damit war man in München übrigens gar nicht allein. Der sogenannte Historismus griff überall vergangene Bauformen auf und überspitzte sie teilweise. Vorangestellt wird dann ein Neo: Neobarock, Neoklassizismus oder wie hier Neogotik.

Auch wenn es wirklich lange Zeit bei den Münchner umstritten war, gibt es heute nicht mehr viele die dem Rathaus noch sehr skeptisch gegenüberstehen. Ganz im Gegenteil: hochemotional feiern hier regelmäßig die Fans vom FC Bayern ihre Stars auf dem berühmten Rathausbalkon.


Das war die Geschichte zum Rathaus und zum Ursprung Münchens

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